Eselstratt bei Trittenheim - Lyakon

Sed omnes una manet nox et calcanda semel via leti.
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Eselstratt bei Trittenheim

Menhire > Rheinland-Pfalz > Trier Saarburg
In den Weinbergen von Trittenheim kann der  Wandersmann auf einen Menhir treffen, der seit 3500 Jahren seine einsame Wacht auf einem Hügelkamm hält. Ich habe den heutigen Tag genutzt, um dem steinernen Wächter (der sich als Wächterin entpuppte) einen Besuch  abzustatten. Dabei konnte ich auch die Gastfreundlichkeit der Trittenheimer  Bevölkerung bewundern, welche mir den Weg zum Hinkelstein  wies.

Die Rückseite des Menhirs ist unbehauen, doch durchaus von  einer eigene Schönheit geprägt. Vielleicht lebt noch ein Überrest  der keltischen Magie in diesem Stück Felsen. Die Vorderseite zeigt zwei Vertiefungen an den Seiten, welche als Arme  gedeutet werden. Die kreisrunde Vertiefung mittig am unteren Ende wird  als Bauchnabel der Figur gedeutet. Der Menhir soll eine Muttergöttin  darstellen.

Mit dem Stein ist zudem eine alte Sage verbunden:
Es war zu jener Zeit, als der Frankenkönig Chlodwig gerade erst dem  Heidentum abgeschworen und den katholischen Glauben angenommen hatte,  als ein germanischer Krieger die römischen Handelswege entlang der Mosel in Furcht und Schrecken versetzte. Er verweigerte die Lossagung von  seinen heidnischen Göttern, an deren Macht er weiterhin glaubte. Sein  Blut war durchdrungen von der Wildheit des Heidenvolks und sein Wuchs war mächtig, gleich dem einer Göttereiche. Er überragte  die Gegner um Haupteslänge und seine Arme waren derart kraftvoll, dass sie in der Lage waren, mit einem Schwert jeglichen  Feind zu zerteilen. Das Haar war von satter rötlicher Färbung, von der  manche behaupteten, dass es nach jedem getöteten Christenmenschen an Intensität gewann.
Viele Recken hatte der Frankenherrscher  ausgesandt, um den Raubritter zur Strecke zu bringen, doch schien dieser unter dem Schutz der alten Mächte zu stehen. Mit den Namen der  heidnischen Götter auf den Lippen stürmte er ohne Zögern selbst einer  Übermacht entgegen, denn er war sich stets des Sieges sicher.
Eines Tages, das Osterfest stand gerade vor der Tür, ritt eine Jungfrau  alleine auf ihrem Esel entlang des Römerweges gen Trier, um dort den  Feierlichkeiten im Dom beizuwohnen. Plötzlich versperrte der Schurke ihr den Weg. Wohl wissend, dass der Heide ihr Übles wollte, trieb die  Jungfrau den Esel zu höchster Eile an. Das Tier erklomm die steilen  Hänge, doch des Kriegers Ross begann aufzuholen.
Die wilde Flucht  der Jungfrau schien am alten Menhir ihr Ende zu erreichen, da ein tiefer Abgrund ihr den weiteren Fluchtweg versperrte. In höchster Not rief sie den Allmächtigen um Hilfe an, hörte indes hinter sich nur das  schallende Lachen des Heiden, der den Christengott als kraftlos ansah.
Aber der Glaube der Jungfrau war unerschütterlich und Gott schickt  Rettung jenen, die treu zu ihm stehen. Der Esel rannte geradewegs auf  den Abhang zu, stieß sich vom Menhir ab und sprang über den Rand des  Hangs hinaus. Schon dachte der Heide, dass die Jungfrau sich aus Angst  vor ihm in den Tod gestürzt habe, da sah er, wie der Esel, von vier  Engeln getragen, sicher auf der anderen Seite der Mosel landete.
Auf dem Menhir aber blieb der Abdruck des Eselshufs zurück, die sich beim  gewaltigen Absprung tief in den Stein eingeschnitten hatte. Derart mit  der Macht des Christengottes konfrontiert, fiel der Heidenkrieger an  jener Stelle in den Staub und sagte sich von den alten Göttern los. Als  gottesfürchtiger Christenmensch verbrachte er den Rest seines Lebens  damit, Pilger auf dem Weg nach Trier zu schützen.
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